Es wurden neue Statistiken zu den Bissen durch Hunde veröffentlich – In einigen Regionen Deutschlands ist die Zahl der Hunde-Attacken deutlich gestiegen.
Eine offizielle bundesweite Statistik gibt es nicht. Aber es gibt eine Schätzung: Im „Deutschen Ärzteblatt” wird die Zahl der Bissverletzungen in Deutschland auf jährlich insgesamt 30 000 bis 50 000 geschätzt. Diese stammen aber nicht nur von Hunden, sondern stellen alle Bissverletzungen dar, auch durch Katzen, Menschen etc. Von Hunden stammten 60 bis 80 Prozent dieser Bissverletzungen.
Zugenommen haben die Verletzungen durch Hundebisse vor allem in Bayern und in Sachsen.
In Sachsen registrierte die Polizei letztes Jahr so viele Bissverletzungen wie seit 2006 nicht mehr: Nach Angaben des Innenministeriums in Dresden wurden 267 Menschen verletzt, weil Hunde sie bissen oder ansprangen. Darunter waren 39 Kinder.
Bayern verzeichnete im vergangenen Jahr 533 Angriffe von Hunden auf Menschen. Im Vergleich zum Jahr 2011 ein Plus von 62 Fällen (13 Prozent).
Woher kommt die steigende Zahl von Hunde-Attacken?
Der Anstieg der Quote sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass es immer mehr Hunde in Deutschland gebe – so der Sprecher des bayerischen Innenministeriums.
Denn laut Industrieverband Heimtierbedarf stieg die Zahl der in Deutschland gehaltenen Hunde stark an. Zwischen 2011 und 2014 stiegen die gemeldeten Hunde um 26 Prozent auf 6,8 Millionen. „Wenn mehr Hunde auf den Straßen sind, kommt es auch zu mehr Beißattacken“, sagte der Ministeriumssprecher.
In Berlin und Brandenburg sind die offiziellen Zahlen gesunken: In Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 288 Beißvorfälle gegen Menschen gezählt, im Jahr davor waren es 292 und im Jahr 2004 waren es noch 453 Fälle. In Berlin wurden 620 Beiß-Attacken im Jahr 2013 gemeldet, im vergangenen Jahr 600.
Diese Rassen beißen am häufigsten zu
Lediglich 28 Opfer in Berlin wurden von Listenhunden angegriffen, die wegen ihrer Rasse bereits im Vorfeld als gefährlich gelten. Die „aggressivsten“ Tiere waren mit 113/64 Fällen Mischlinge/Schäferhunde. Selbst Angriffe von Pudeln wurden verzeichnet.
Auch in Schleswig-Holstein stammen die meisten Hundebisse zwischen Mai 2013 und April 2014 ebenfalls von Schäferhunden (20 gemeldete Fälle), gefolgt von Border Collie und Labrador sowie deren Mischlingen (zwölf gemeldete Fälle). Von insgesamt 140 Beiß-Attacken auf Menschen in diesem Zeitraum entfiel in Schleswig-Holstein nur eine auf ein Tier von der Liste der sogenannten Gefahrhunde.
Warum beißen Schäferhunde und deren Mischlinge so oft zu?
Auch hier ist wieder die Statistik der Hauptgrund für die Häufigkeit – Da diese Rassen häufiger in Deutschland gehalten werden, gibt es statistisch natürlich auch mehr Bisse eben dieser Hunde.
Im „Deutschen Ärzteblatt“ heißt es, über 90% der Bissverletzungen stammen auch vom eigenen oder einem bekannten Hund, fremde Hunde beißen tatsächlich sehr selten zu.
Unter den Opfern seien überproportional viele Kinder. „Dem Biss des Tieres liegt meist eine gestörte Interaktion zugrunde. Häufig wurde das Tier erschreckt, geärgert oder beim Fressen gestört“, schreiben die Autoren um die Kinderchirurgin Karin Rothe von der Berliner Uniklinik Charité im Ärzteblatt.
Die meisten Unfälle mit Hunden im häuslichen Umfeld passierten wegen mangelnden Wissens über Hunde.
Grundlegend skeptisch gegenüber Zahlen zu Beiß-Attacken gibt sich der Verband für das Deutsche Hundewesen. Eine Einordnung der (jetzt gestiegenen) Zahlen sei „eigentlich kaum möglich“, sagt Verbandssprecher Udo Kopernik.